Dienstag, 11. November 2008

Gerechte Bildung – für Hessen und ganz Deutschland

Wie ich eben erfuhr haben gestern 20 Studenten und Schüle das Büro von Jürgen Walter 3 Stunden lang besetzt. Dies sollte die Wut und Enttäuschung über die gescheiterte Rot-Grüne Minderheitsregierung und die damit verbundene dauerhafte Abschaffung der Studiengebühren demonstrieren. Eigentlich eine ganz lustige Aktion, da vollkommen auf Gewaltanwendung verzichtet wurde und selbst der Bürobetrieb nicht aufgehalten wurde, kann ich auch kein unmoralisches Verhalten entdecken. Doch zum eigentlichen Thema: Walter hat sein „Nein“ zur Rot-Grüne Regierung unter anderem damit begründet, das 10000 Arbeitsplätze verloren gehen würden, da frag ich mich doch ernsthaft ob dieser Typ auch nur eine Gehirnzelle besitzt? Denn dann wäre im klar geworden das allein in Kassel 17000 Studenten dank ihm nun in ernste Finanzschwierigkeiten kommen können. Daher habe ich vollstes Verständnis für die 20 „Hausbesetzer“ und kann denen nur zu dieser Aktion gratulieren.

Doch nicht nur die Studiengebühren sind mir ein Dorn im Auge wenn es um die deutsche Bildungspolitik geht.
Im Turbo-Abi werden viele Schüler zu schnell mit zu viel inhaltlichen Stoff gefüttert, so das sie nicht mehr im Unterricht mitkommen, was wiederum unser ganzes Bildungsniveau deutlich verschlechtert.
Durch immer mehr zentrale Abschlussprüfungen soll gesichert werden das jede Note auch gerechtfertigt ist, doch erst vor kurzem musste ich an meiner Abschlussprüfung erfahren das dieses System so einfach nicht möglich ist. Das Problem: Der Unterrichtsinhalt ist nur mit dem Thema beschrieben und selbst eine genaue Beschreibung könnte kaum verhindern das jeder Lehrer andere Schwerpunkte setzt. So musste ich in meiner Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen Abschlussprüfung sehr viele vorgegeben Zahlen interpretieren, wogegen wir die ganzen Monate zuvor im Unterricht diese Zahlen viel mehr ausgerechnet haben. Die Schwerpunktverlagerung konnte man deutlich im Klassenspiegel wiedererkennen! So entsprechen die Noten der Schüler wohl eher dem Glück ob Prüfung und Lehrer gleiche Schwerpunkte hatten. Eine wohl wirkungsvollere Lösung wäre eine bessere Ausbildung der Lehrer um so zu sichern das niemand die Note ungerechtfertigt bekommt. Schließlich ist es mir auch ein Rätsel warum spätere Realschullehrer für Politik während ihres Studiums etwas über die Werke von Max Weber lernen, diese Zeit könnte man wirklich besser nutzen. So würde etwas mehr Pädagogik sicher nicht Schaden, doch vor allem wird vielen Lehrkräften überhaupt nicht beigebracht wie sie den Schulstoff am besten vermitteln können.
Doch sollten wir auch nicht alles auf die Ausbildung der Lehrer schieben, schließlich ist es für einen Lehrer wohl kaum möglich bei über 150 Schülern pro Tag auf einzelne einzugehen. Kleiner Klassen sind Voraussetzung für einen fairen Unterricht.
Von den schlecht ausgebildeten Lehrern kommen wir nun aber zum ganzen Schulsystem, das läuft immer noch dreigliedrig, obwohl sich so viele Politiker doch zurecht einig sind das ein Klassifizierung nach 4 Jahren Schule viel zu früh und ungerechtfertigt ist. Außerdem wird wohl jedem beim Selbstversuch klar werden, das Lernen in Gruppen mit Schwachen und Starken Schülern wesentlich sinnvoller ist. Denn wenn der vermeintlich schwächere Schüler den Unterrichtsinhalt des Lehrers nicht folgen kann, liegt dies oft daran das der Schüler nicht mit der Erklärungs- und Unterrichtsart des Lehrers klar kommt, dafür kann weder Lehrer noch Schüler was. In diesen Momenten hilft es dem schwachen Schüler sich den Unterrichtsinhalt von einem starken Schüler auf eine andere Art erklären zu lassen. Gleichzeitig festigt der starke Schüler sein Wissen, gegebenenfalls erkennt er neue Fragen oder ihm erscheinen Sachinhalte von einem ganz anderen Blickwinkel. Außerdem ist das Bild vom starken und schwachen Schüler doch eh überhohlt, viele Schüler haben starke und schwache Fächer, so das sie sich eigentlich gut Ergänzen könnten.
Einen weiteren Punkt mit dem ich bisher leider recht alleine da steh möchte ich auch noch aufgreifen, die zweite Fremdsprache im Abitur halte ich schlichtweg für reine Zeitverschwendung. Tatsache ist das fast jeder Mensch sich mit Englisch verständigen kann, Französisch oder Spanisch ist nur nützlich wenn man in den Urlaub fährt, im entsprechenden Ausland arbeiten möchte oder Dolmetscher werden möchte. Statt der zweiten Fremdsprache wäre es wohl sinnvoller wenn Schüler im Unterricht Zeit haben über aktuelle politische Geschehnisse informiert zu werden und zu diskutieren, den wie viel Schüler haben nach 10 oder 13 Jahren kaum Ahnung wenn sie zur Wahlkabine gehen sollen. Oder Geschichte wird zum Pflichtfach bis zur 13ten, wenn ich mir die ganzen Nazis angucke wäre es wohl auch sinnvoller wenn man nicht 1945 mit dem Geschichtsunterricht aufhört (falls der Lehrer überhaupt so weit kommt) sondern auch über die Spätfolgen dieser Zeit erfährt. Ein anderes sinnvolles Fach wäre Informatik, denn ich muss mich schon wundern wenn mir Studenten erzählen das sie noch nie mit PowerPoint oder ähnlichen gearbeitet haben. Wie wollen sie mir solchen Kenntnislücken später bei der Arbeit bestehen? Womit wir bei der nächsten Alternative wären, kaum ein Schüler hat Ahnung über die Grundlagen der Volkswirtschaft, obwohl uns das genau wie die Politik und Geschichte täglich begegnet.
Ich könnte jetzt noch viele weitere sinnvollere Alternativen aufzählen, genau wie ich noch viele weitere Sachen Aufzählen könnte die mich an unserem Bildungssystem stören. Doch damit sind erstmal die wichtigsten Punkte genannt.

Zuletzt nur noch ein Hinweis auf den am Mittwoch stattfindende Schüler- und Studentenstreik. Der wird auch in sechs Hessischen Städten stattfinden, wodurch in einfach mal hoffe das Jürgen Walter erneut gezeigt wird was er angerichtet hat, wenn nun wirklich Koch Ministerpräsident bleibt und somit die hessische Bildungspolitik weiter den Bach runter geht.

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